Wie geht es den Menschen derzeit mit unserer Gesellschaft und unserem Gemeinwesen? Wo sehen sie die größten Herausforderungen? Gemeinsam mit Partnern aus der Forschung hat die gemeinnützige Organisation „More in Common“ aus Berlin in den vergangenen Wochen über zweitausend Personen befragt. Das Verfahren nennt sich „soziodemografisch quotierte Online-Panel-Erhebung“.
Die Ergebnisse sind soeben in der Studie „Orientierung gesucht: Wie es unserer Gesellschaft vor den Neuwahlen geht“ niedergelegt. Im Forschungsalltag geht More in Common der Frage nach, „wie wir unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie das Vertrauen in Demokratie und unter uns Menschen wieder stärken können“. Die Arbeit wird von Stiftungen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern unterstützt. Das vierköpfige Studienteam um Jérémie Gagné fasst die fünf Kernelemente zusammen:
Große Mehrheit macht sich Gedanken über die Zukunft des Landes
Den Menschen in Deutschland ist das Morgen nicht egal. 83 Prozent machen sich regelmäßig Gedanken darüber, wie sich unser Land in die Zukunft entwickeln soll. Dieses gleichzeitige Nachdenken (fast) aller kann bereits einen verbindenden Faktor darstellen – wenn wir verstehen, dass wir eben nicht allein sind.
Weiterhin große Unzufriedenheit mit Politik
Ein großes Problem bleibt, dass viele Menschen den „großen“ gesellschaftlichen Akteuren nicht zutrauen, uns gut aus der Krisenlage herauszuführen. Bei allen bisherigen Bemühungen der Politik hat sich dieser Befund nicht verbessert, sondern eher verfestigt. So finden derzeit nur 31 Prozent, dass Politik und Wirtschaft aufgrund der Preiskrise fällige Weichenstellungen angegangen sind.
Menschen wünschen sich Erneuerung unserer Kernstärken
Menschen haben derzeit das Gefühl, dass die bundesrepublikanischen Kerngarantien ungewiss werden – und fordern sie umso entschiedener ein. Bereits seit 2019 schneiden die drei grundständigen Qualitäten „demokratisch“, „sicher“ und „gerecht“ bei der Frage nach dem idealen Deutschland gut ab. Nun haben sie einen regelrechten Boom und gewinnen nochmal deutlich an Zustimmung.
Bekenntnis zur Demokratie – Besorgter Blick auf demokratische Realität
94 Prozent der Menschen ist es persönlich wichtig, in einem Land zu leben, das demokratisch regiert wird. In der Tendenz sehen wir jedoch im Vergleich zu früheren Studien eine Neigung hin zur möglichst unmittelbaren Umsetzung eines „Volkswillens“. Uns beschäftigt außerdem, dass lediglich 32 Prozent der Befragten sich mit ihren Ansichten in unserer Demokratie gut vertreten fühlen.
Vertrauen und Veränderungsbereitschaft für deutsche Gesellschaft
Wenn wir Menschen fragen, von welchen Eigenschaften unsere Gesellschaft künftig mehr oder weniger braucht, setzen sich dabei vor allem Qualitäten durch, die auf die kollektive Handlungsfähigkeit unseres Landes einzahlen. An der Spitze der Wunschliste steht Vertrauen zwischen Menschen mit 88 Prozent. Außerdem: Sage und schreibe 83 Prozent der Befragten wünschen sich einen stärkeren Willen zur Veränderung.
Foto oben: Shane Rounce/Unsplash