Die meisten Menschen, die in den vergangenen Wochen an Demonstrationen zur Wahrung der Demokratie und gegen den Nationalradikalismus der AfD teilgenommen haben, stehen einem Verbot der Partei skeptisch gegenüber. Eher findet der Entzug von Grundrechten einzelner rechtsextremen Politiker Zustimmung. Das ist eine Erkenntnis aus einer Studie der Universität Konstanz, die die Ansichten von 500 Frauen und Männer gesammelt und ausgewertet hat.
Während die Befragten durchweg über das Erstarken der AfD in Sorge um den Bestand der Demokratie sind, spricht sich eine Mehrheit dafür aus, mit Anhängern und Wählerinnen der AfD ins Gespräch zu kommen. Das Ergebnis der Befragung ist auch für die Autoren der Studie überraschend und spricht für eine unerwartete Vielschichtigkeit der Teilnehmerschaft der Demonstrationen.
Florian Ranft von der Berliner Denkfabrik Das Progressive Zentrum, die die Studie mitträgt, kommt zu der Schlussfolgerung: „Dass eine Mehrzahl der Demonstrant:innen sich gegen ein AfD-Verbot ausspricht, ist in diesem Zusammenhang als Aufforderung an die demokratischen Parteien zu verstehen: Sie müssen sich nicht nur rhetorisch von der AfD abgrenzen, sondern ihre konkreten politischen Antworten auf aktuelle gesellschaftspolitische Fragestellungen in den Mittelpunkt stellen.“
Zentrale Erkenntnisse der Studie
• Die Mehrheit der Befragten gehört der mittleren und oberen Mittelschicht an, verfügt über einen überdurchschnittlich hohen
Bildungsabschluss und ordnet sich der linken Mitte zu.
• Nur etwa ein Drittel der Befragten würde die Prüfung eines AfD-Parteiverbots befürworten.
• In Hinblick auf den Umgang mit Unterstützer:innen der Partei zeigt sich: Nur eine kleine Minderheit möchte diese ausgrenzen
und spricht sich hingegen für den Dialog mit AfD-Anhänger:innen aus.
Marco Bitschnau, Sebastian Koos
Die schweigende Mehrheit auf der Straße?
Ergebnisse einer Befragung von Teilnehmer:innen an den Protesten gegen Rechtsextremismus
Universität Konstanz
Policy Paper Nr. 15, 14. März 2024
