Verschroben, verpeilt, verlacht, so erscheinen vielfach die Vertreter esoterischer Zirkel und kruder Weltsichten. Doch seit Aluhut und Räucherfeder sich mit rechtsextremen Anschauungen anfreunden und bei Demonstrationen Gemeinsamkeit mit Antidemokraten bekunden, verliert die Absonderlichkeit der Szene ihr Privileg auf wohlwollende Missachtung.
Die politische Bildungsarbeit hat das Thema Esoterik sträflich vernachlässigt, meinte denn auch Thomas Krüger zur Eröffnung der zweitägigen internationalen Tagung „Esoterik und Demokratie – Ein Spannungsverhältnis“ im Esperanto Kongress- und Kulturzentrum in Fulda. Auf Einladung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ging Anfang September ein hochkarätig besetztes Panel der Frage nach: „Wie gefährlich kann esoterisches Denken (und Handeln) für die Demokratie werden? (…) Welche Rolle spielt Esoterik im Rechtsextremismus?“
bpb-Präsident Krüger sprach damit an, was die Runde der Expertinnen und Fachleute sich zu der zweitägigen Konferenz vorgenommen hatte: den Spagat zwischen der verbreiteten Attraktivität esoterischer Weltdeutungen und den lauernden Gefahren für ein auf Rationalität beruhendes komplexes Gemeinwesen zu schaffen.
So erkannte der Beauftragte für Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Matthias Pöhlmann, in der „Flucht in irrationale Gegenwelten“ den ersten Schritt zum Ausstieg aus dem demokratischen System.
Neben Hokuspokus und Verschwörungsglauben, Hass, Hetze und irrlichterndem Putinismus herrsche im esoterisch-rechtslastigen Milieu vielfach ein generelles Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen.
„Es braucht also Alternativen jenseits zweifelhafter esoterischer Angebote“, meinte Ulrike Schnellbach, die in Fulda eine Diskussionsrunde moderierte und in einem Beitrag der KONTEXT: Wochenzeitung feststellt: „Wo herkömmliche Strukturen versagen oder enttäuschen, tut sich ein Einfallstor auf für problematische, demokratieferne Ideologien, besonders in Krisenzeiten. Wachsamkeit ist dort geboten, wo Esoterik Scheinlösungen anbietet und echte Lösungen verhindert. Wo sie nach rechts abdriftet, Hass und Hetze befördert, Gewalt legitimiert, müssen Staat und Gesellschaft entschieden einschreiten.“
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