Waldorfschulen stehen massiv unter Kritik. Zum einen werden ihnen – imgrunde seit ihrer Gründung im Jahr 1919 – als obskur betrachtete Unterrichts- und Erziehungsmethoden vorgeworfen, die auf der anthroposophischen Weltanschauung von Rudolf Steiner (1861 – 1925) beruhen. Seit einiger Zeit stehen viele ihrer Einrichtungen überdies im Verdacht, rechtsextremen Einflüssen zuzuneigen.
Dazu zählten Corona-Leugner und Impfgegner, so genannte Querdenker, Mitglieder völkischer Siedlungen und der Anastasiabewegung sowie andere Gruppierungen, die rechtsesoterischen und verschwörungsgläubigen Überzeugungen anhängen.
Unterwanderungsversuche werden von den meisten Waldorfschulen mittlerweile selbst nicht mehr geleugnet. Im November 2021 veröffentlichte der Bund der Freien Waldorfschulen im „Journal für Waldorfpädagogik“ mehrere Beiträge über diese Gefahr durch Rechtsextremisten und über die mögliche Anschlussfähigkeit rechter Gesinnung an die Waldorfpädagogik.
Vor zwei Jahren, im November 2020, verabschiedete die Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen eine Erklärung gegen Rassismus und Diskriminierung: „Die Freien Waldorfschulen sind sich bewusst, dass das Gesamtwerk Rudolf Steiners vereinzelt Formulierungen enthält, die von einer rassistisch diskriminierenden Haltung der damaligen Zeit mitgeprägt sind“, heißt es in der „Stuttgarter Erklärung“. Solche Formulierungen stünden „im vollständigen Widerspruch zur Grundausrichtung der Waldorfpädagogik“.
Darüber hinaus hat sich der Bund der Freien Waldorfschulen im November 2022 auf seiner Plattform „erziehungskunst“ dafür ausgesprochen, in den eigenen Einrichtungen „quasi von innen, aus einem lebendigen demokratischen und aus einem allgemeinen Menschenrechtsverständnis heraus“ sich gegen rechtsradikale Unterwanderungen zu wehren. Es gebe einiges auszubügeln, räumt der Beitrag ein, denn das Ansehen der Waldorfschulen habe in den zurückliegenden Jahren gelitten.
Denn trotz aller Beteuerungen, gegen rassistische und demokratiefeindliche Äußerungen wie Handlungen energisch vorzugehen, geraten Waldorfschulen immer wieder in Bedrängnis. Dabei geht es zumeist um den Vorwurf, eine esoterische bis okkultistische Ausrichtung der Kindergärten und Schulen verführe zu völkisch-nationalistischen Einstellungen.
So hat sich kürzlich erst das ZDF-Magazin Royale von Jan Böhmermann mit der „Esoterik, Intransparenz, Nähe zum Rechtsextremismus“ an Waldorfschulen befasst. Die Sendung beruhte teilweise auf dem „Waldorf-Report“ des Online-Magazins „Krautreporter“, das unter anderem die öffentliche Finanzierung der Schulen infrage stellte.
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