Kinder der Grundschule Dahme (Mark) werden sich im Mai einen Projekttag lang damit beschäftigen, wie Kindheit im Nationalsozialismus aussah. Online wird dann Eva Weyl bei ihnen als Zeitzeugin zu Gast sein, die als Kind einer jüdischen Familie Krieg und Holocaust überlebte. Die 87-Jährige widmet sich seit langem der Aufgabe, mit jungen Menschen ihre Erinnerung an die Schreckensjahre des deutschen Faschismus zu teilen.
Die Jungen und Mädchen der sechsten Klasse hatten sich bereits im vergangenen Jahr eine Woche lang mit der Zeit zwischen 1933 und 1945 auseinandergesetzt, mit den Verbrechen an jüdischen Menschen – und sie hatten nach lokalen Spuren jener Zeit in ihrer Stadt gesucht. Johannes Kreye vom Berliner Verein Schlaglicht, der den Projekttag plant und veranstaltet, meint dazu: „Durch das Zeitzeugengespräch wird die Geschichte für die Kinder näher an die eigene Lebensrealität herangeholt, die Zeitzeugin war zum Ende des Krieges hin genauso alt wie die Kinder heute.“ Den jungen Menschen eröffne sich so ein „konkreter und empathischer Zugang zur Geschichte“.
Schlaglicht setzt sich in seiner Selbstdarstellung ein für emanzipatorische politische Bildung und Medienpädagogik. Der Tag in Dahme ist nicht die erste Zusammenarbeit mit der Partnerschaft für Demokratie, die das Schulprojekt fördert.
Zeitzeugin Eva Weyl wurde 1935 in der niederländischen Stadt Arnheim geboren, wohin ihre Eltern im Jahr zuvor geflohen waren. Mit viel Glück entging ihre Familie der Vernichtung, nachdem die Wehrmacht die Niederlande besetzt hatte. Nach zahlreichen Reisen lebt Eva Weyl heute in Amsterdam. Das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) in Nürnberg hatte für den Schlaglicht-Projekttag den Kontakt zu Frau Weyl hergestellt.
Die Sechstklässler werden bei der Online-Zusammenkunft nicht nur Zuhörer sein, sondern mit Frau Weyl ausführlich sprechen, Fragen stellen und Unverstandenes klären. Im Anschluss daran wird das Gespräch noch einmal im Klassenrahmen nachbereitet. Auch werden die Kinder Gelegenheit haben, Briefe an Frau Weyl zu verfassen und ihr Bilder zu schicken, um an das Gespräch mit ihr zu erinnern.